Kompressionstherapie Unterschenkel
Hier erfahren Sie alles darüber, warum die Kompressionstherapie angewandt wird, welche Materialien verwendet werden, was besonders zu beachten ist und wie die Bandagen anzulegen sind.
Hintergrundwissen
Durch die Verletzung, die das Gewebe nach der Amputation erleidet, kommt es zu einem postoperativen Ödem. Dies bedeutet, dass eine gehemmte Durchblutung stattfindet, die die Wundheilung verzögert und Schmerzen verursacht. Befindet sich der Stumpf in diesem Stadium, ist die Anpassung einer Prothese nicht möglich. Um den Stumpf darauf vorzubereiten eine Prothese zu tragen ist ein Kompressionstherapie nötig. Während dieser Therapie werden die Voraussetzungen für das Anpassen und letzten Endes das Tragen einer Prothese geschaffen. Wie Sie Ihren Stumpf korrekt bandagieren, können Sie unten in den Abbildungen sehen.
Die Kompressionstherapie wird von dem Pflegepersonal im Krankenhaus begonnen. Damit Sie Ihren Stumpf selbst richtig bandagieren können, raten wir Ihnen dazu so bald wie möglich die Kompression selbst anzulegen.
Sollten dies für Sie physisch nicht möglich sein, kann statt der bandagierten Kompression auch ein Silikon-Liner verwendet werden. Dadurch, oder auch durch einen maßgefertigten Kompressionsstrumpf kann die gewünschte Stumpfform erzielt werden. Sollten Sie beispielsweise unter Arthrose in den Händen leiden, ist diese einfachere Handhabung eine gute Möglichkeit die Kompressionstherapie selbst durchzuführen. Die Therapie erfolgt so lange, bis die Schwellneigung abklingt. Ist die gewünschte Stumpfform erreicht, so wird eine Zeit lang nur ein (Silikon-)Liner angelegt.
Materialien der Kompressionstherapie
Für die Kompression wird Folgendes verwendet:
- Elastische Bandagen: Langzugbinden (tagsüber) und falls erforderlich Kurzzugbinden (nachts)
- Silikon-Liner
- Schlauchbandagen
- Kompressionsstrümpfe
Bitte beachten:
- Vermeiden Sie die Erzeugung von Hautfalten.
- An der Tibiakante (Innenrand des Schienbeins) können Druckstellen entstehen. Ursache dafür sind Kreistouren am Unterschenkel.
- Die Kompression sollte von distal (unten) nach proximal (oben) abnehmen. D.h. je weiter von der Körpermitte entfernt, desto mehr Kompression liegt vor.
- Das nächsthöhere Gelenk sollte bei der Fixierung der Bandage mit einbezogen werden, jedoch unbeweglich bleiben.
- Die gewünschte Stumpfform ist konisch (kegelförmig).
- Um ein schnelles Abschwellen generieren zu können, kann die Bandage feucht angelegt werden. Diese zieht sich beim Trocknen zusammen, was einen höheren Druck generiert.
- Sollten Sie an arteriellen Durchblutungsstörungen leiden, darf die Kompression nicht zu stark sein und muss vermehrt kontrolliert werden
- Eine Bandage an dem Amputationsstumpf darf vor allem bei älteren Kunden nur nach Anordnung des Arztes erfolgen
- Vermeiden Sie Stauungen, Schwellungen etc. durch unsachgemäßes Anlegen der Bandage, sodass diese weder einschnürt noch verrutscht
- Die Bandagen-Enden sollten im Falle einer Vorerkrankung mit Diabetes mellitus, oder Hautkrankheiten (dünne, o. Pergament-Haut) mit Pflasterstreifen versehen werden. So kann die Haut nicht durch Heftklammern verletzt werden.
Bild-Quelle: Rehabilitationszentrum Häring der AUVA
Bild 1: Beginnen Sie an der hinteren äußeren Seite des Stumpfes. Von dort gehen Sie leicht schräg über die Hinterseite, so dass sie die Wickel nach vorne ziehen können. Das Weichteilpolster der Stumpfkuppe wird nach vorne gehoben.
Bild 2: Nehmen Sie starken Zug auf und ziehen Sie die Bandage schräg hoch, Richtung Außenseite. Von dort ziehen Sie sie quer über die Hinterseite nach innen.
Bild 3: Ziehen Sie die Bandage nun schräg über die Vorderseite des Stumpfes nach hinten. So kommen sie wieder zum Ausgangspunkt der Tour.
Bild 4 und 5: Fahren Sie von dort aus quer über die Vorderseite nach außen, um dann von hinten schräg über die Stumpf-innenkuppe die nächste Tour ziehen.
Bild 6 und 7: Fahren Sie in die Touren in Schleif-en (8-förmig) Richtung proximal (oben) fort.
Bild 8: Legen Sie das Schlaufenende über die Abschlusskante und befestigen Sie es mit einer Heftklammer, oder Pflaster-streifen.
Durch die Kreuzungen der Bandage an der Vorderseite wird das Knie in Streckung gebracht.
Bitte beachten:
Sollte die Bandage verrutschen, nehmen Sie diese ab und wickeln Sie den Stumpf neu.
Bitte versuchen Sie nicht oberhalb des Knies festere Touren zu fahren. Dies kann zur Strangulation führen!